Christkindlmarkt 2026
„Oma, Opa, was ist denn so besonders an dem Christkindlmarkt hier bei Euch?“
Unsere kleine Enkelin schaut uns neugierig an und die vielen Lichter über dem Marienplatz spiegeln sich in ihren hellwachen Äuglein. Unsere Vorfreude auf den gemeinsamen Weihnachtsmarktbummel war riesig und es fühlt sich heute großartig an, durch die liebevoll geschmückten Budengassen zu laufen und all die vielen sinnvollen und sinnlosen, nützlichen und nutzlosen und manchmal einfach nur schönen Dinge in den Auslagen zu betrachten, in die Hand zu nehmen und an- oder auszuprobieren.
„Weißt Du, dass es überhaupt einen Christkindlmarkt gibt, ist schon etwas Besonderes!“ versuche ich der kleinen Maus zu erklären, die wir fast im Trubel der vielen fröhlichen Menschen aus den Augen verloren hätten. An einem Stand für Holzspielzeug sehe ich ihre rote Bommelmütze leuchten und fange die kleine Ausreißerin schnell wieder ein. Wir drängeln uns ein bisschen nach vorne, damit auch die Kleine über den Rand der Theke schauen kann.
„Damals, im zweiten Coronawinter, du warst gerade mal 1 Jahr alt, gab es hier bei uns keinen Weihnachtsmarkt“ „Aber wieso denn Oma, die gibt es doch immer – jedes Jahr!“ „Weil so viele Menschen so schlimm krank waren und alle Angst hatten sich gegenseitig anzustecken“ antworte ich. Aber die Weihnachtspyramide mit dem bunten Engelchen auf der Spitze ist gerade viel interessanter als Omas melancholische Geschichte.
Während Leni begeistert noch ein Räuchermännchen mit langem weißen Wattebart inspiziert, denke ich an den Advent 2021, als die Budenbetreiber ihre Ware wieder ausräumen und die Schausteller die Karussells abbauen mussten, weil uns das Virus mit solcher Heftigkeit überrollte, dass die Weihnachtsmärkte kurzfristig geschlossen werden mussten.
„Da hinten ist der Nikolaus, kommt schnell“ Leni zerrt an meiner Hand und zieht mich durch das Gedränge zu dem riesigen Weihnachtsbaum vorm Rathaus. Dort steht ein Nikolaus mit einem Schlitten, beladen mit bunten Päckchen einer Lebkuchenfirma, und beschenkt die Kinder. Mir ist es hier zu voll und ich will schnellsten wieder weg. Aber die Begeisterung unserer kleinen Begleiterin ist ansteckend und ich denke mir, wie schön es eigentlich ist, sich ohne Angst vor Ansteckung mitten im Gewimmel aufhalten zu können. Ebenfalls ohne Angst gelingt es Leni tatsächlich bis zu dem gewichtigen Mann im rotweißen Mantel vorzudringen. Die Lebkuchentüte durch die Luft schleudernd springt sie mir anschließend in die Arme und flüstert ganz aufgeregt:
„Oma, ich hab mir vom Nikolaus gewünscht, dass nie mehr Coronawinter ist und immer Christkindlmarkt. Dann komme ich nämlich immer zu euch zu Besuch!“